Marc Tribelhorn und Marcel Gyr, Neue Zürcher Zeitung, 16. Juli 2018

Der Historiker Titus J. Meier präsentiert seine lange erwartete Arbeit zur geheimnisumwitterten Widerstandsorganisation P-26. Er sagt: Der Skandal war nicht die Existenz der P-26, sondern der Umgang mit ihr durch Medien und Politik. 

Die Entrüstung war gross, als im Zuge der Fichenaffäre 1990 eine geheime Widerstandsorganisation namens P-26 aufflog. Sie hätte im Fall einer kommunistischen Besetzung der Schweiz im Untergrund aktiv werden sollen. Eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK EMD) kam in ihrem 277-seitigen Bericht zu dem Schluss, die P-26 stelle eine potenzielle Gefahr für die verfassungsmässige Ordnung dar. Von einer illegalen «Geheimarmee» war in Medien und Politik die Rede, von waffenstarrenden möglichen Putschisten. Stimmen, die vor einer Überreaktion warnten, fanden damals kein Gehör. Die P-26 wurde unverzüglich liquidiert, ihr enttarnter Chef, Efrem Cattelan alias «Rico», musste sich öffentlich erklären. Auch fast 30 Jahre später bleibt die Chiffre P-26 ein Faszinosum: Im letzten Februar sorgte etwa die Nachricht, dass einige Akten nicht mehr auffindbar seien, für Schlagzeilen. Eine umfassende neue Sicht auf die P-26 und ihre Vorgängerorganisationen präsentiert nun der Historiker Titus J. Meier. In jahrelanger Forschungsarbeit konnte er nicht nur ehemalige Mitglieder interviewen, sondern auch erstmals die schriftlichen Quellenbestände zum Thema auswerten.

Herr Meier, Ihre Doktorarbeit kann als Verteidigungsschrift für die vermeintliche «Geheimarmee» P-26 gelesen werden. Einverstanden?

Als Historiker ist es nicht an mir, etwas zu verteidigen. Ich habe eine Fragestellung und versuche diese zu beantworten. Die Frage, ob Verteidigungsschrift oder nicht, ist eine politische. In meiner Untersuchung zu den Widerstandsvorbereitungen der Schweiz seit 1945 komme ich aber in gewissen Punkten zu anderen Schlüssen als die PUK EMD.

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Das vollständige Interview mit Titus Meier finden Sie auf der Seite der Neuen Zürcher Zeitung.