von Oberstlt Stefano Campestrin

Der Roman „Black Out“ von Mark Elsberg steht bei Mitarbeitern des Bevölkerungsschutzes hoch im Kurs. Er wurde sogar vor der Sicherheitsverbundsübung 14 inoffiziell zur Pflichtlektüre erklärt. Verdient der Roman diesen Status oder ist es einfach nur ein gut geschriebenes Buch? Nach einem spannenden Vortrag von Mark Elsberg hat sich der Schreibende doch entschlossen, endlich dieses Buch zu lesen.

BLACKOUTMorgen ist es zu spaet von Marc ElsbergDie Geschichte ist an und für sich schnell erzählt. Hacker finden eine Hintertüre und legen die Stromversorgung in Europa und weiteren Kontinenten lahm. Das Ziel? Eine neue Weltordnung natürlich, was den sonst. Die Helden? Ein Informatiker, der sich für eine soziale Weltordnung einsetzt, und eine nicht ganz lupenreine Weste hat; eine EUMIC-Mitarbeiterin, die Kontakte hat; ein europol Polizist, der Zweifel hat; sowie eine Journalistin, die eine Story hat. Der Informatiker entdeckt das Problem, die Mitarbeiterin verbindet ihn mit der Polizei, die nur zögerlich zur Zusammenarbeit bereit ist, sich aber zum Glück doch noch dazu überwinden kann, um die missliche Lage zu meistern. Dann kommt es zu falschen Verdächtigungen gegenüber dem Informatiker, die Journalistin hilft ihm aus der Patsche, und am Ende kommen die EUMIC Mitarbeiterin und der Informatiker zusammen. Die Gegenseite? Einige reiche Wirrköpfe mit einer Prise Insiderwissen. Spannend erzählt, schnell gelesen und vergessen?

 

Abhängigkeiten

Der grosse Verdienst von Mark Elsberg liegt nicht in der temporeichen Erzählung. Es ist auch nicht neu, dass wir ohne Elektrizität vor, gelinde gesagt, grossen Problemen stehen würden. Elsberg stellte umfassende Nachforschungen an. Er sprach mit vielen Vertretern aus der Wirtschaft, insbesondere der Stromwirtschaft und der Informatik. Das dabei erworbene Detailwissen erlaubt es, die Abhängigkeit und somit die Verwundbarkeit unserer Gesellschaft äusserst anschaulich darzustellen. Man begreift was es heisst, wenn die Kühe nicht mehr gemolken werden können. Sie krepieren elendiglich. Was aber auch kein Problem ist. Die Milch könnte so oder so nicht verarbeitet werden, denn sie könnte ja auch nicht transportiert werden. Zapfsäulen für Benzin und Diesel laufen mit Strom! Und bezahlen tut man in der Regel auch nicht mehr mit Bargeld. Und selbst wenn man noch transportieren könnte, die Weiterverarbeitung wäre dann natürlich nicht mehr gewährleistet, genauso wie die Verteilung zu den Abnehmern, die dann die ungekühlte Milch weggiessen müssten, weil sie unterdessen so oder so sauer geworden wäre. Es gibt nicht nur keinen Strom, sondern auch kein Trinkwasser und keine Abwasserentsorgung mehr. Im Übrigen könnte man dann auch die verendeten Nutztiere nicht mehr entsorgen. Wie viele Millionen Stück Nutzvieh gibt es in Europa? Das ist nur ein kleines Beispiel aus dem Buch. Doch solche Ereignisketten gibt es noch viele.

 

Glaubwürdigkeit

Es ist uns bewusst, dass viele Ereignisse überspitzt dargestellt sind. „Black Out“ ist ein Roman und kein Sachbuch. Doch aufgrund der vielen Detailinformationen, sei es über die Kühlsysteme von Atomkraftwerken, sei es über das Starten von Turbinen in Flusskraftwerken oder auch ganz allgemein über das Stromnetz wird deutlich, wie sehr sich Elsberg mit der Thematik auseinandergesetzt hat.

 

Die Gesellschaft

Eher spekulativ muss (zum Glück) die Beschreibung der Folgen eines totalen Stromausfalles über längere Zeit für die Gesellschaft ausfallen. Es beginnt mit Hamsterkäufen, geht über in Plünderungen und endet im lokalen Verlust von staatlicher Autorität. Das in Verbindung mit viel Gewalt und Niederträchtigkeit. Ob das alles schon in 14 Tagen eintritt? Diese Frage bleibt offen. Das tut aber der Glaubwürdigkeit des Romans keinen Abbruch.

 

Fazit

„Black Out“ ist zuallererst ein äusserst spannender Roman. Geschrieben von jemandem, der weiss, wie man die Leser packen kann. „Black Out“ ist aber auch ein Zeugnis der immens grossen Vernetzung unserer Gesellschaft und der Gefahr, die davon ausgeht. Die Anschaulichkeit der Folgen eines Stromausfalles muss zu denken geben, denn die Resilienz der Gesellschaft wird immer kleiner.

Ich für meinen Teil habe entschieden die Resilienz meiner Familie zu verbessern: „kluger Rat,Notvorrat“ wird wieder wichtiger denn je.

 

Mark Elsberg:“Black Out – Morgen ist es zu spät„; Blanvalet Verlag München, 2012