Von Marcel Gyr, Neue Zürcher Zeitung, 27. August 2018

Die Frage, ob die Schweiz im Herbst 1970 ein Stillhalteabkommen mit der PLO abgeschlossen hat, wird in der Schweiz kontrovers diskutiert. Jetzt zeigt sich: Kurz zuvor schloss Griechenland einen solchen Deal – in fast identischer Ausgangslage.

Fein säuberlich von Hand geschrieben beginnt Albert G. Fischer seine Memoiren mit den Worten: «Am 1. Januar 1967 war die Welt noch in Ordnung.» Auf den folgenden 300 Seiten schildert das frühere Direktionsmitglied der Swissair, wie der internationale Terror die schweizerische Luftfahrtgesellschaft danach in heftige Turbulenzen katapultierte. Fischers Memoiren, die er einige Jahre nach seiner Pensionierung schrieb, tragen den Titel «Die kriminelle Bedrohung der Swissair von 1967 bis 1973».

 «Zu heikel und zu brisant»

Das Dokument, das für Zeithistoriker eine Fundgrube darstellt, lag lange in einem Safe am Hauptsitz der Swissair auf dem Balsberg in Kloten. So jedenfalls erzählte es Albert G. Fischer vor seinem Tod im Jahr 1992 seiner Enkelin. Es habe sich um ein Buchprojekt gehandelt, doch die Verantwortlichen der Swissair hätten sich gegen eine Publikation gesträubt – zu heikel und zu brisant sei der Inhalt.

Was mit dem Manuskript nach dem Grounding der Swissair im Jahr 2001 passierte, ist nicht bekannt. Ein Grossteil des schriftlichen Archivs gelangte ins Verkehrshaus Luzern, doch dort ist Fischers Niederschrift unauffindbar. Nach einigen Umwegen fand die NZZ die Memoiren schliesslich bei Fischers Enkelin – sie hatte das Original über zwanzig Jahre lang in einem Aktenschrank aufbewahrt.

Besonders ergiebig sind Fischers Schilderungen über die Zeit zwischen dem Bombenanschlag von Würenlingen im Februar 1970 und der Flugzeugentführung nach Jordanien ein halbes Jahr später. Fast stündlich mussten die Verantwortlichen der Swissair in jenen Wochen und Monaten mit einem Anschlag rechnen. Grund dafür war die Verurteilung von drei palästinensischen Attentätern, die im Februar 1969 in Kloten ein Flugzeug der israelischen Fluggesellschaft El Al beschossen und dabei den Piloten getötet hatten. Eine Befreiungsaktion der Palästinenser lag förmlich in der Luft.

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Den ganzen Artikel finden Sie auf der Seite der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).