Marcel Gyr und Marc Tribelhorn, NZZ,

Der ehemalige Nachrichtendienstchef Peter Regli über die Spionage-Hochburg Schweiz, die anhaltende Gefahr durch Terrorismus und seinen abrupten Abgang in der Bellasi-Affäre.

Herr Regli, sind Sie froh, dass Sie in den 1990er Jahren Nachrichtendienstchef waren, als die Welt noch übersichtlicher schien?

Die sicherheitspolitische Lage war im Kalten Krieg und in den Jahren danach einigermassen voraussehbar. Die diffuse Gefahrenlage von heute macht die Aufgabe des Nachrichtendienstes (NDB) schwieriger. Der Druck, ja keine Fehleinschätzung vorzunehmen, ist höher als zu meiner Zeit. Aber die Aufgabe würde mich auch heute durchaus noch reizen.

Seit Jahren ist Europa konfrontiert mit islamistischem Terror. Ist es pures Glück, dass die Schweiz bisher von einem Anschlag verschont geblieben ist?

Zum Teil ist es sicher das Glück des Tüchtigen. Der NDB, die Polizeikorps, das Fedpol, das Grenzwachtkorps und die Migrationsbehörden arbeiten eng und gut zusammen. Der Einzeltäter, der aus dem Nichts heraus zuschlägt, ist aber auch in der Schweiz möglich, wobei die Wahrscheinlichkeit geringer ist als im umliegenden Ausland.

Was macht die Schweiz besser?

Vor allem in Belgien, Deutschland, Frankreich und inzwischen leider auch in Schweden gibt es Parallelgesellschaften. Dies ist die Folge einer während Jahrzehnten zu wenig kontrollierten Migration und einer schlechten Integrationspolitik. In den Ghettos findet der Islamismus, also der zur gefährlichen, totalitären Ideologie pervertierte Islam, seine Anhänger.

Werden hierzulande die jungen Muslime besser integriert?

Davon bin ich überzeugt. Die Zusammenarbeit von Bund, Kantonen und Städten erlaubt es, die Leute anständig aufzunehmen und so zu verteilen, dass es keine Ghettobildung gibt. Trotzdem teile ich die Einschätzung meiner Nachfolger im Nachrichtendienst: Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch bei uns einmal etwas passiert.

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Das gesamte Interview können sie auf der Seite der NZZ nachlesen.