TALOS[i], dieser Name steht zum einen für ein Wesen, das gemäss der griechischen Mythologie dafür geschaffen wurde, die Insel Kreta zu umrunden und unerwünschte Eindringlinge durch rotes Glühen abzuwehren. Zum anderen steht es für „Transportable Autonomous patrol for Land bOrder Surveillance – TALOS“.[ii]

© G-NIUS

Das israelische TALOS System auf einem Unmanned Ground Combat Vehicle.
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Kurzum handelt es sich hierbei um ein unter der Federführung Polens entwickeltes, unbemanntes Landfahrzeug. TALOS ist ausgestattet mir mehreren Kameras und einem Radar. Zur Steuerung gehört eine Kommunikationseinheit, welche in einem Container untergebracht werden kann. Doch TALOS ist keine Einzelentwicklung. Auch die Israelis entwickeln derzeit mit dem „Guardium“[iii] ebenfalls ein unbemanntes Fahrzeug.

Der Einsatzzweck dieser Land-Roboter ist vielschichtig. TALOS soll primär die Grenzüberwachung unterstützen und die Reichweite und Ausdauer der Grenzsicherung bei grösseren Grenzabschnitten auf dem Land verbessern. Doch auch andere Szenarien sind denkbar, wie beispielsweise der Objektschutz bei der Überwachung von Gipfeltreffen. „Guardium“ kann z.B. auch „Halt, stehenbleiben!“ rufen, dank eines Lautsprechersystems und so einen Eindringling versuchen zu stellen.[iv]

Die verbesserte künstliche Intelligenz im Rahmen der allgemeinen Weiterentwicklung von Drohnen begünstigt zudem das Denken und Handeln der Drohnen im Verbund, also zu Land und in der Luft, wodurch komplexere Operationen mit und ohne Steuerungsinputs des Menschen möglich werden könnten.

Ein Hauptargument für die Beschaffung bei TALOS und „Guardium“ lautet beispielsweise, dass die flächendeckende Überwachung mit Robotern dieser Art weniger kostet als der Bau von Mauern und Zäunen. Zudem sind die Fahrzeuge leicht verlegbar.

Ein in naher Zukunft denkbares Szenario für den Einsatz dieser Land-Roboter könnte die EU-Grenzüberwachungsmission FRONTEX sein, wo insbesondere die „Rapid Border Intervention Teams“ Roboter dieser Art nutzen könnten, um schneller auf illegale Grenzübertretungen und Schmuggel reagieren zu können.

Man darf gespannt sein, wie sich der Drohnenmarkt also nicht nur in der Luft, sondern auch an Land weiterentwickelt. Es dauert nicht mehr lange, und es werden tatsächlich Roboter produziert, die mit den bautechnischen Merkmalen eines T-1 aus der Filmreihe „Terminator“ sehr viel gemeinsam haben, bzw. bis sich das Chassis eines bis jetzt „unbewaffneten“ Land-Roboters dazu umfunktionieren lässt, Schussvorrichtungen zu tragen und in einem entsprechenden Szenario zu verwenden.

In einer kleineren Dimension existiert dazu bereits SWORDS, das Special Weapons Observation Reconnaissance Detection System.[v] Dieser auf Gleisketten sich fortbewegende Unterstützungsroboter dient normalerweise unter der Bezeichnung TALON der Entschärfung von Sprengkörpern. Doch in der Variante SWORDS wurde auf dem Chassis eine Mehrzweckwaffenaufhängung montiert, die es erlaubt ein Maschinengewehr, Panzerabwehrraketen oder eine Granatwerfer-Selbstschussanalage mitzuführen.[vi] Die Steuerung erfolgt mittels einer koffergrossen Station und geschieht entweder per Funk oder Kabel.[vii] Ebenfalls stehen verschiedene Aufklärungs- und Kamerasysteme zur Auswahl.[viii]

In einer viel grösseren Dimension wird derzeit von Seiten der Israel Defense Force (IDF) an der Entwicklung des Guardium 3 gearbeitet, einem grossen, Geländewagen ähnlichen, unbemannten Fahrzeug,  welches fähig sein soll, eine fernsteuerbare Waffe mit sich zu führen.[ix] Das Fahrzeug wird bereits seit 2008 durch die israelische Armee erprobt und wurde anschliessend Schritt für Schritt in den gemeinsamen Patrouillen-Dienst eingeführt.[x] Guardium hat eine Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h und eine Nutzlast von bis zu 300 Kilogramm. Das unbemannte Fahrzeug kann mit Kameras und Audio-Kommunikation, aber auch mit Waffen ausgerüstet werden. Eine Weiterentwicklung stellt das auf dem Guardium aufbauende gepanzerte Fahrzeug Avantguard[xi] dar, ein Unmanned Ground Combat Vehicle, also eine Art ferngesteuerter Panzer.

[Bild: http://www.army-technology.com/projects/avantguardunmannedgr/images/1-image-1.jpg]

Doch „Guardium“ kann nach Angaben der IDF noch viel mehr – nämlich „autonom handeln, selbsttätig fahren und auf Hindernisse und Ereignisse reagieren“.[xii] Sollte der Roboter bei seinen Patrouillen „verdächtige Aktivitäten“ registrieren, könne er „autonom reagieren“ und „verschiedene gewaltsame Methoden anwenden, um die Bedrohung zu eliminieren“.[xiii] In diesem Fall würden „spezifisch programmierte Richtlinien“ greifen, die sich am Einsatzort und der „Sicherheitsdoktrin“ orientierten.[xiv]

Doch während die IDF sich mit grossen Schritten der Realisierung eines flächendeckend operierenden Unmanned Ground Vehicles nähert, so wird das Thema Waffen auf unbemannten Fahrzeugen ein Szenario bleiben, welches in Europa stark zu diskutieren sein wird, aufgrund der ethischen und rechtlichen Fragestellungen, die dazu erst noch geklärt werden müssten. Fragen wie „Darf ein autonomer Landroboter einen Eindringling nur stellen oder sogar automatisch unter Feuer nehmen? Oder muss die Steuerung immer von einem Menschen durchgeführt werden?“ Quasi wo hat der Begriff autonom in Sachen Grenzpatrouille oder Objektschutz seine Grenzen?

 

Philipp Hauenstein MA UZH, Vorstandsmitglied und wissenschaftlicher Beirat VSN

[i] Weitere Details zu TALOS, unter: http://www.talos-border.eu/ (Stand: 17.05.2014).

[ii] Vgl. Monroy, Matthias: Roboter sollen EU-Grenzen sichern, unter: http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Europa/frontex15.html (Stand: 17.05.2014).

[iii] Einen Bericht mit vielen Bildern finden Sie, unter: http://www.defense-update.com/products/g/guardium.htm (Stand: 17.05.2014).

[iv] Ebd.

[v] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/SWORDS (Stand 19.05.2014).

[vi] Ebd.

[vii] Ebd.

[viii] Ebd.

[ix] Vgl. Unmanned ground vehicles find their niche, unter: http://aviationweek.com/awin/users-seek-missions-unmanned-ground-vehicles (Stand: 17.05.2014).

[x] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Guardium (Stand: 19.05.2014), sowie http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/militaertechnologie-israel-setzt-roboter-zur-grenzkontrolle-ein-a-868549.html (Stand: 19.5.2014).

[xi] Vgl. http://www.army-technology.com/projects/avantguardunmannedgr/ (Stand: 19.05.2014).

[xii] Vgl. http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/militaertechnologie-israel-setzt-roboter-zur-grenzkontrolle-ein-a-868549.html (Stand: 19.5.2014).

[xiii] Ebd.

[xiv] Ebd.